Vom Weinbau
Von Johannes Keinath
Untertürkheim läßt sich nicht ohne
den Weinbau denken. Auf den warmen Berglagen gedeiht ein edler Wein,
der heute landauf, landab berühmt und geschätzt ist. Vor
dem Stammschloß Württemberg erstrecken sich, breit nach
Süden hingelagert, die besten Weinhänge. Die Dautenklinge,
der Altenberg, der Diethof, der Mönchberg, Galgenberg, Goldberg
und Blickberg zählen zu den ersten heimischen Lagen. Auf die herrlichen,
feurigen Rotweine und auf die edlen, blumigen Rieslingweine sind die
Weingärtner am Ort nicht ohne guten Grund stolz. Schon ein lateinisches
Loblied des Mittelalters preist den Wein unserer Gegend:
"Liebliche Trauben dort lieset,
Vom Safte benetzet, der Winzer;
Dann in die wölbige Kuf'
Gießt er den schäumenden Saft." |
Schon oftmals haben der Untertürkheimer und Elfinger
Riesling, die edelsten Weißweine Württembergs, um den Vorrang
gestritten. Etwa 185 ha, d. h. rund 40 v. H. des Geländes, dienten
im Jahre 1892 dem Weinbau. Im Mittelalter mag die Anbaufläche
zeitenweise beträchtlich größer gewesen sein. Aus dem
Jahre 1121 ist uns der erste Verkauf eines Weinbergs im Gewand Kesselsberg,
aus dem Jahre 1291 der Verkauf von 5 Morgen Weinberg am Goldberg bekannt.
Wann der Weinbau im mittleren Neckartal und damit in unserer Gegend
eingeführt wurde, läßt sich nicht Sicher nachweisen.
Die Sage berichtet, der heilige Urban, der ums Jahr 225 Papst war,
habe die Altenburger Kirche bei Cannstatt gegründet. In dieser
weitberühmten Wallfahrtskirche seien die Besucher nach dem Gottesdienst
belehrt worden, wie man den Weinstock pflanzen, die Trauben keltern
und den Wein aufbewahren könne. In alten Schriften ist schon frühe
vom Weinbau in Untertürkheim die Rede. Es ist wohl nur Zufall,
daß der Weinbau am mittleren Neckar später erwähnt
wird als der am unteren Neckar. Wo wir einen frühen Bericht über
unsere Gegend lesen, wird ihr Wein gerühmt. Die ersten nachweisbaren
Herren unseres Gebietes sind nach den Calwern und Welfen die Beutelsbacher
und deren Nachfahren, die bei Untertürkheim ansässigen Grafen
von Wirtemberg. Außer diesen weltlichen Herren waren auswärtige
Klöster und Stifte sowie geistliche Anstalten die großen
Grundeigentümer und Weinbergsbesitzer Unseres Geländes. Die
Klöster Adelberg, Bebenhausen, Blaubeuren, Denkendorf, Hirsau,
Konstanz, Weil, Zwiefalten und viele andere besaßen einen großen
Besitz und zahlreiche Einkünfte in unserem gesegneten Weingau.
Mönch Berthold von Zwiefalten nannte schon 1138 die Gegend von
Türkheim "das beste Mark des Landes". Als rund 400 Jahre später,
im Jahre 1519, die Soldaten des Schwäbischen Bundes im Ort lagerten,
nannten sie Untertürkheim das Weinlager. Schulmeister Johann Tethinger
in Freiburg, der von Tübingen stammte, beschrieb die Geschichte
dieses Feldzugs und nannte den Untertürkheimer Wein ein Getränk,
das dem Nektar, d. h. dem Getränk der Götter, gleichkomme.
Cannstatt und seine Umgebung erzeugten nach Tethingers Meinung den
besten Wein im Land. Die Fürstenschätzten dieses einheimische
Erzeugnis. So behielt sich Graf Ulrich der Vielgeliebte das Gewächs
Vom Mönchberg zurück, das er andern Weinen vorzog. Am bayrischen
und am österreichischen Hofe waren unsere Weine seit Herzog Ulrichs
Zeiten sehr beliebt. Die Gemahlin des Erzherzogs Ferdinand, eine ungarische
Königstochter, wünschte sich Neckarwein in das Kindbett.
Selbst der hessische Hof, dem doch Rhein- und Frankenweine so zugänglich
waren, ließ sich Neckarweine schicken, und Landgraf Philipp non
Hessen trank im Schmalkaldischen Krieg den Neckartäler als erprobtes
Mittel gegen das Podagra.
In frühester Zeit war das Weißgewächs
vorherrschend. Nur 18 v. H. der Anbaufläche sollen mit Rotweinsorten
angepflanzt gewesen sein. Die Hauptsorten waren Traminer, Muskateller,
Gutedel, Velteliner, Fütterer, Sylvaner, Clevner, Rotwelsche und
Malvisier. Schon aus frühster Zeit wird uns von Jahren mit völligem
Mißwachs und mit ausgezeichnetem Ertrag berichtet. So muß das
Jahr 1186 sehr ertragreich und zeitig gewesen sein, so daß schon
im August die Weinlese stattfand. Vom Jahr 1421 bis 1428 gab es Jahr
um Jahr einen reichen Ertrag und einen guten Wein, so daß die
Fässer nicht ausreichten und ein Eimer Wein nur 13 Kreuzer kostete.
Weinfälscher gab es schon sehr früh; so wird vom Jahre 1327
berichtet, daß Weinfälscher mit Gefängnis bestraft
wurden und daß Fässern mit gefälschtem Wein der Boden
ausgeschlagen wurde. Für verheerenden Hagelschlag machte man lange
Zeit die Hexen verantwortlich. So sollte ein gewaltiges Ungewitter,
das fast ganz Württemberg im Jahre 1562 traf, durch eine Hexenversammlung
auf der Feuerbacher Heide verursacht worden sein, weshalb neun alte
Weiber zu Stuttgart verbrannt wurden.
Eine besondere Rolle spielen die Hofkammerweinberge am Mönchberg,
die schon frühe herrschaftlicher, zuerst gräflicher und dann
herzoglicher Besitz waren und heute dem Rentamt gehören. Sie umfassen
rund 22 3/4 Morgen. Aus ihnen bezog der Stuttgarter Hofkeller seine
besten Weine. Im Jahre 1556 stand der "Mönchberger von Untertürkheim" obenan
in einem Verzeichnis des Kellers, das dem Herzog Christoph vorgelegt
wurde. Herzog Friedrich, einer der Nachfolger von Christoph, schickte
um 1604 dem Kaiser nach Prag seinen Mönchberger zur Empfehlung.
Waren somit unsere einheimischen Weine durchs ganze Mittelalter hindurch
berühmt und geschätzt, so verloren sie später an Güte
und Ansehen. Die Kriegszeiten und die zahllosen Durchmärsche von
Truppen waren daran schuld. Nun rechnete man mehr auf die Menge als
auf gute Beschaffenheit des Weines; denn auch ein Wein geringer Güte
erzielte einen annehmbaren Preis. Doch setzte sich langsam und stetig,
die Einsicht durch, daß man den Weinbau wieder heben müsse.
Insbesondere Geheimrat Bilfinger von Cannstatt bemühte sich ums
Jahr 1750 in dieser Richtung. Aus allen Gegenden Europas ließ er
Reben kommen, um diese im Neckartal anzupflanzen. Neben wertvollen
Sorten wurden freilich manche untauglichen Sorten ins Land geschleppt
und mit angebaut. Seit dem Jahre 1820 bemühten sich die Zentralstelle
des Landwirtschaftlichen Vereins und die Weinverbesserungsgesellschaft,
den Weinbau zu fördern; sie haben sich damit um unsern Weinort
große Verdienste erworben. Ein Versuchsweinberg wurde im Eisenhütle
am Galgenberg angelegt. Auf dem Gelände von einem Morgen wurde
Riesling angepflanzt. Die Gesellschaft pflegte ihn und wirkte durch
Lehre und Beispiel, insbesondere durch fachgemäße Behandlung
des Erzeugnisses, aufklärend und fördernd. Auf Weihnachten
erhielten die Mitglieder der Gesellschaft jeweils einige Flaschen "Eisenhütle" zum
Geschenk. Auch die Königliche Hofkammer gab in ihren Untertürkheimer
Weinbergen ein gutes Beispiel und trug damit zur Förderung des
Weinbaus bei.
Durch die hofkammerlichen Weinberge am Mönchberg
waren die Landesfürsten seit undenklichen Zeiten Grundbesitzer
und gerne gesehene Gäste in Untertürkheim. Insbesondere König
Wilhelm I., den man den König der Landwirte hieß, war den
alten hiesigen Weingärtnern wohlbekannt. Während seiner Regierungszeit
kam er oft nach Untertürkheim heraus, um nach seinem Mönchberg
zu sehen. Vor allem im Herbst war er tagtäglich im Ort, um an
der Hauptlese teilnehmen. Als einmal sein Landauer, in dem er saß,
zwischen der Eßlinger Straße und dem Reibhäusle umstürzte,
wurde der Weg sofort verschönert und verbessert. Noch heute wird
König Wilhelm I. als Mann der Tat gerühmt. Da ihm der hiesige
Weinbau sehr am Herzen lag, griff er zu recht wirksamen Mitteln. Er
prämierte die bestgepflegten Weinberge und ließ gute Wurzelreben
unentgeltlich an arme Weingärtner verteilen. Es wurde verboten,
in ungeeigneten Lagen neue Weinberge anzupflanzen und Massenträger
aller Art anzubauen. Über die richtige Behandlung der Reben wurden
die hiesigen Weingärtner damals schon aufgeklärt. Die vor
hundert Jahren aufgestellten Richtlinien werden noch heute als die
einzig richtigen im württembergischen Weinbau anerkannt, wie Weingartmeister
Paule feststellt.
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Weingärtner beim Pfählen |
Weingärtner beim Reuten |
Die Hauptsorten, die heute gebaut werden, sind Trollinger,
Urbaner, Portugieser, Affentaler und Limberger für den Rotwein;
Riesling und Sylvaner für den Weißwein. Man unterscheidet
weiße und blaue Sylvaner; zu nennen Sind noch Elbling, Gutedel
und St. Laurent. In den einzelnen Weinbergen ist die Bestockung meist
gemischt. In den besseren Lagen wird vorzugsweise roter Wein, insbesondere
Trollinger, aber auch Riesling, gezogen. Die mehr oder minder steilen
Berghänge sind sämtlich durch Terrassen mit Gemäuer
abgesetzt. Drähte können auf dem unebenen Gelände nicht
gezogen werden. Das Weinberggelände ist sehr Stark parzelliert;
kaum ein voller Morgen fällt auf eine Parzelle. "Pflanzt der Stock
frei, dann trägt er für drei." Dieser Regel fügt sich
der Weingärtner, wenn er auf einen ordentlichen Ertrag kommen
will. Die Weingärten finden sich selten in ebener Lage.
"An grünen Bergen wird geboren
Der Gott, der uns den Himmel bringt.
Die Sonne hat ihn sich erkoren,
Daß sie mit Flammen ihn durchdringt." |
Mit vielem Fleiß und peinlicher Sorgfalt bebaut
der Weingärtner seine Weinberge. Vom Frühjahr bis zum Spätherbst
hat er ununterbrochen seine mühevolle Arbeit an den steilen Hängen
zu verrichten. Mannhaft erträgt er alle Schaden, die Hagel, Frost
und Krankheiten den Reben zufügen. Der Boden der Weinberge muß entweder
mit Leberboden oder Stallmist, häufig mit beidem im Wechsel, gedüngt
werden. Große Gruben werden angelegt, aus denen die Erde in die
Weingärten hereingetragen wird. Zum Schutze gegen Frostschäden
werden die Reben in niederen, besonders gefährdeten Lagen, zum
Teil auch in den höheren Lagen bezogen, d. h. mit Erde bedeckt.
Dann muß geschnitten, gepfählt und geheftet werden. Der
Boden wird gefelgt und vom Unkraut freigehalten. Zahllose Arbeiten
müssen in rascher Folge erledigt werden, so daß die Zeit
kaum ausreicht, auf allen Grundstücken in den verschiedenen Flurteilen
herumzukommen.
Der neuzeitliche Weinbau erfordert vom Weingärtner
ein großes Maß von Fachkenntnissen. Besonders wichtig ist
heutzutage die Bekämpfung der Schädlinge. Der ganze Reinertrag
ist gefährdet, wenn diese nicht zur rechten Zeit durchgeführt
wird. Die Peronosora ist eine der gefährlichsten und gefürchtetsten
Pilzkrankheiten. Im Jahre 1878 wurde sie aus Amerika eingeschleppt.
In den achtziger Jahren wurde diese Krankheit mit den einfachsten Mitteln
bekämpft. Man verwendete eine einprozentige Kupfervitriollösung
und bespritzte die Weinstöcke mit einem Pinsel oder Besen. Es
genügte, wenn einmal gespritzt wurde, aber im Laufe der Zeit trat
die Krankheit immer heftiger auf. Heute benötigt man eine zweiprozentige
Kupfervitriollösung und Spritzen mit sehr Starkem Druck. In feuchtwarmen
Jahren muß sieben- bis achtmal gespritzt werden. Ein zweiter
schlimmer und gefürchteter Schädling ist der Heu- und Sauerwurm.
Er kann nur mit Arsen oder Nikotin bekämpft werden. In neuer Zeit
tritt die Kräuselkrankheit häufig auf, besonders an Portugiesern
und veredelten Reben. Diese Krankheit muß sofort mit Solbar oder
Nikotin bekämpft werden; sonst gehen die davon betroffenen Reben
nach 3-4 Jahren ein. So lebt der Weingärtner in einem beständigen
Kampf mit den Schädlingen und muß vom Frühjahr bis
zum Herbst neuen Gefahren ins Auge schauen, bis ihm in glücklichen
Jahren der wohlverdiente Weinertrag zuteil wird.
Schon im Mittelalter hatte der Weingärtner mit Krankheiten zu
kämpfen. So wird im Jahre 1466 zum ersten Male berichtet, daß die
meisten Trauben von einer Art Mehltau befallen waren. Auch der Heu-
und Sauerwurm trat in früherer Zeit schon Unter dem Namen Traubenwurm
auf. Im Jahre 1756 und 1765 gab es so viele Traubenwürmer, daß man
fast keinen Wein erhielt. Auch unter Frösten hatten die Weinberge
zu allen Zeiten zu leiden. So war es in den Wintermonaten von 1783
bis 1785 so grimmig kalt, daß ein guter Teil der Rebanlagen zugrunde
ging. Um den Reben größere Widerstandskraft zu geben, werden
sie heute auf das Holz von Amerikanerreben aufgepfropft.
In früheren Jahren war der Untertürkheimer Frühjahrsmarkt
am 25. März in der Hauptsache ein Wurzelrebenmarkt. Leider hat
das Auftreten der Reblaus den Handel mit Wurzelreben lahmgelegt. Die
Verjüngung geschah meist durch Einlegen von Schnittlingen und
Wurzelreben. Früher wurden große Mengen Schnittlinge eingelegt,
und nach zwei Jahren erzielte man jeweils mit den Wurzelreben einen
guten Absatz. Die Stöcklinge wurden früher vielfach im Tal
gezogen, so auf den Böden, oder am Auslauf der Berge, so auf den
Baindten. Die Form der Dreischenkelzucht ist im Orte heute üblich.
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Erfrischender Trunk |
Die Weingärtner, die jahraus, jahrein unverdrossen
und pflichtbewußt ihren schweren Dienst ausüben, sind bis
auf diesen Tag aus dem Bilde Untertürkheims nicht wegzudenken.
Sie Sind als fleißige, genügsame und sparsame Männer
geachtet und wie kein zweiter Stand im heimischen Boden verwurzelt.
Mag ihr Beruf viele Geduld und Ausdauer erfordern, so ist er doch auch
frei und selbständig. Mögen sie auch viele Fehlschläge
und Unbilden erleiden, so besitzen sie doch einen unbezahlbaren Witz
und Humor. Er äußert sich besonders im Winter, wenn Eis
und Schnee auf kurze Zeit die Arbeit im Freien unterbindet. Mag der
Weingärtner Sich auch von früh bis spät im Weinberg
draußen mühen, so lebt er doch in innigem Verhältnis
zu Natur und Heimat und fühlt sich darum in seiner Werkarbeit
doch befriedigt und beglückt. Gemeinsame Sangesfreude schließt
zahlreiche junge und alte Arbeitsgenossen in der Urbania zusammen.
Mit besonderer Freude feiert die ganze| Gemeinde den Faß- und
Kübelmarkt am 14. September, wenn ein guter Weinertrag zu erhoffen
ist.
Der Herbst ist für den Weingärtnerstand und für den
ganzen Ort die hohe Zeit des Jahres. Schon wochenlang Zuvor kündigt
sich die Weinlese an. Die Weinbergwege sind durch Tafeln, (früher
durch Besen) gesperrt. Scheuchen klappern, um naschlustige Vögel
fernzuhalten. Feldschützen sind in der Flur und nehmen den Erntewegen
in ihre Obhut. Endlich ist der Tag der Weinlese angebrochen. Die Kirchenglocken
läuten Gott zur Ehre; Lob- und Danklieder werden geblasen; die
Böllerschüsse ertönen von den Berghöhen. So beginnt
der erste Herbsttag.
"Die Trauben reifen in goldener Pracht,
Daß jedem im Leibe das Herze lacht.
Der Winzer und die Winzerin
ziehn auf den Berg mit frohem Sinn.
Sie gehn heran an jeden Stab
Und Schneiden all die Träublein ab
Und singen dabei so frisch und frei:
Der Wein ist Gottes Gabe." |
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Vesperpause |
Strahlt die Herbstsonne aus wolkenlos blauem Himmel,
so ist die Weinlese eine Wonne für jung und alt, für die
Leserinnen, die emsig ihre Eimer füllen, und für die Leser,
die die vollen Butten zum großen Zuber tragen. Frohe Worte und
muntere Scherze fliegen durch die Reihen der Arbeitenden. Volksweisen
klingen auf und verkürzen die Zeit. Bricht der Abend herein, so
steigert sich der Jubel. Frösche, Schwärmer und sogenannte "Kanonenschläge" werden
entzündet; Feuerwerke werden abgebrannt. Abends werden die schwerbeladenen
Traubenwagen zur Kelter geführt; die Ernte des Tages wird in die
großen Butten geraspelt. Die ganze Bevölkerung drängt
herzu, um Zeuge der allgemeinen Freude zu sein. Ein wahrer Prachtbau
und der schönste Bau feiner Art in Württemberg ist die Neue
Gemeindekelter in der Bachstraße. Dieses Doppelgebäude,
das zu Anfang des Jahrhunderts erstellt wurde, ist teilweise unterkellert.
Es besitzt eine zweckmäßige Hängebahn, mit der die
Maische befördert wird, und praktisch angeordnete hydraulische
Pressen. Auch die Weingärtnergesellschaft besitzt eine eigene
Kelter und einen mustergültigen Kelterbetrieb. Diese Vereinigung
wacht darüber, daß die Trauben aufs sorgfältigste gelesen
werden, und jeder einzelne Weingärtner zielt darauf ab, nur besten
Wein zu erzeugen, wie es das Ansehen des Standes erfordert. Sind die
Weinberge abgeerntet, so stellen sich die Käufer ein. Wirte und
Privatleute eilen aus dem ganzen Lande herzu, um das edle Naß zu
kosten und ihren Bedarf einzudecken. Vielfach verkauft der Weingärtner
Jahr um Jahr sein Erzeugnis an ein und denselben Weinherrn: ein gegenseitiges
Vertrauen verbindet sie beide. Der Hauptteil des Herbstes wird von
der Kelter weg verkauft. In einer öffentlichen Versteigerung
bietet die Weingärtnergesellschaft ihr Gesamterzeugnis feil. Bei
niederen Weinpreisen legen einzelne Weingärtner ihr Gewächs
selbst in den Keller. In den vielbesuchten und gemütlichen Besenwirtschaften
schenken sie dann ihre gutgepflegten, vorzüglichen Weine vom Ort.
Zu allen Zeiten und bis auf den heutigen Tag ist ein fachgemäßer
Weinbau und eine gründliche Weinpflege in Untertürkheim zu
Hause gewesen. Bei allen Familienfesten freudiger und ernster Art ist
der edle Untertürkheimer Wein geschätzt. In entsagungsvoller
Arbeit haben unsere Vorfahren die herrlichen Weinberge aufgerichtet:
in Treue und Sorgfalt werden sie heute von unseren Weingärtnern
behandelt. Mit gleicher Liebe und Hingebung werden kommende Geschlechter
sie betreuen. Heute wie ehedem und in aller Zukunft wird des Weingärtners
Herz höher schlagen, wenn die Trauben blühen, gedeihen und
reifen und wenn der Wein lieblich und hell im Glase perlt.
"Es blühe die Rebe,
Es wachse der Wein!
Gott segne den Weinstock
Und lass ihn gedeihn!" |