Aus Großvaters Zeiten: Weinlese
Von Luise Zwicker
Kling-kling-klingeling--! An jedem Haus geht
ein Fensterflügel
auf und wird ein Kopf sichtbar. Kling-kling-klingeling -! "Hannesle,
horch, was ausgschellt wurd!" ruft die Mutter "---,ferner wird bekanntgegeben,
daß am Donnerstag, dem 15. Oktober, mit der allgemeinen Weinlese
begonnen wird." "Vatter - Vatter, am Dorstich fangt d' Les' a, grad
hot's dr Büttel ausgschellt! Hurra zigorria, jetzt krieget mir
Vakanz! Hoscht mr mei weiß Wengertersschürzle gwäscha,
Muadder? Dees brauch i obedengt, ond mei klei's Büttle - dees
will i glei holla." Er rennt in den Keller. Hinter dem großen
Mostfaß beim andern Kübelgeschirr muß es sein. Da
taucht ja schon die Mutter mit dem Kellerleuchter auf. "Do, zend, dees
ischt älles verlechnet, dees muaß mer putza ond verschwella." "Ond
an zwoi Butta braucht mr nuie Halsa, Muadder, i gang mit em Vatter
ens Gschtänd na om a paar Wied, i will probiera, ob i net au oina
klenka ka."
Auch für Mutter und Töchter gibt's Arbeit in Hülle und
Fülle. "Mariele, du kascht de Leserna noch Hochdorf schreiba,
dr Karlena ond em Bäbele, daß se übermorga komma sollet.
Ond onser Rickele ond ihr Herrschaft muaß mr eilada, dess dürfet'r
jo net vergessa!" "Jo, Muadder, dia kommet aber schau vor em Mittagessa,
woißt doch, daß en dees äwell a Hauptvergnüaga
ischt, do breng i glei no en Herbschtkäs mit." "Jo, 's ischt reacht,
daß d' au ebbes denkscht. D'Better für dia Mädla kascht
no au richta ... ond du, Fritz, halt amol, für di woiß i
au ebbes. D'Hoba ghairet gschliffa ond da Waga kascht schmiera." Der
zwanzigjährige Fritz kommt in die Stube und guckt in jede Schublade
hinein. Er sucht etwas. "Muadder, i tu's glei. 's ischt no guat, daß dai
Kopf koi Sieb ischt. Ond i be frau, daß mer da Scheck zom zieha
gwöhnt hent, jetzt muaß dear da Waga mit em Zuber en Wengert
naus zieha, ond i darf d'Butta bloß d'Stäffele ra bis zom
Zuber tra." Er sucht noch immer. "Jetzt sag mer bloß, was da
do de ganz Zeit romz'stieret hoscht! Gang doch an dei Gschäft
!" "Gelt, Muadder, du hoscht mr mei pischtöle verschoba, woischt,
a bißle schießa möcht i doch au em Herbscht, wer soll
denn dees dua, wenn net mir Jonge. Komm, lang mr's no, ond a paar Zehner
für Pulver sott i au hau!" Sehr widerwillig rückt die Mutter
heraus. Es ist ihr im Innersten zuwider das sauer erworbene Geld so
verpulvern zu lassen. Aber es ist eben so Brauch, und dies Jahr sind
die Trauben ja auch viel besser geraten als die vergangenen Jahre,
wo man sie oft geradezu suchen mußte. Drum tun sich in der Morgenfrühe
des folgenden Donnerstag alle Weinberg- und Feldschützen und ein
paar junge Burschen mit ihren Pistolen zusammen und ersteigen mit den
Mitgliedern des Gesangvereins und Posaunenchors eine Anhöhe in
den Weinbergen unweit des Fleckens. Feierlich beginnen die Kirchenglocken
zu läuten, ebenso feierlich hallen einige Choräle ins Tal
hinab. Dann knallen die Schützen los.
Die Mutter richtet warme Jacken, Stößer und Tücher
zusammen, bindet sich einen ins Dreieck gelegten Flanellschal über
die Ohren und geht den andern nach, die arbeitsfreudig hinter dem Wagen
hinausziehen. Die Leserinnen freuen sich, unterwegs auf bekannte Mädchen
aus "ihrem Gäu" zu stoßen, alle kommen gern jedes Jahr wieder.
Ist doch die Weinlese ein netter Abschluß hinter ihren eigenen
Kartoffel- und Rübenernte.
Der
Morgen ist kalt und das Laub naß. Man zieht sich gerne die
mitgenommenen warmen Sachen über. Der Vater stellt den Butten
in der Furche oder auf einem Mäuerle auf. Er wird mit vier Pfählen
gestützt, und wenn er voll ist, wird das kräftige Bäbele
herbeigerufen zum "Aufhelfen". Der Vater hat den "Lender" angezogen,
eine Art Weste aus dickem Leder. Er soll verhüten, daß ihn
der zennterschwere Butten allzusehr drückt. Heute ist's ja nicht
schlimm, denn der Zuber zum Ausleeren steht vor dem Weinberg. Aber
morgen - hm -, da muß er jeden Butten, schön mit Trauben
aufgebeigt, vom obersten Berg bis herunter in den Flecken tragen, weil
nur ein schmaler Weg in die höchstgelegenen Weinberge
hinaufführt.
Wir verstehen, daß damals der Buttenträger noch
eine angesehenere Persönlichkeit war als heutzutage,
wo man überall mit dem
Kuh- oder Pferdegespann oder gar Auto hinfahren kann. Wie
ermüdend
war sein Tageslauf! Wie sicher mußte er in seinen langen
Rohrstiefeln auf den Füßen stehen, um die schwere
Traubenlast auf seinem Rücken ungestolpert acht- bis
zehnmal zu Tal zu bringen! Der kleine Hannesle ist der Tretbub,
er muß zu Hause alle Trauben "träppeln". "Du
Hannesle, hoscht net
gfrogt, ob en dr Nochberschaft neamerts mai en Treatbua braucht?" "Nadierlich
hau i gfrogt, beim Augustonkel, ond beim Philippvetter ka
i au treata. Von jedem Butta krieg i en Kreuzer, des battet
bei drei!" "Jo - ond
obeds kascht fast nemme grattla. Aber dees ischt gsond - ond
i hao's grad so gmacht. Komm, jetzt schießet mr amol!" -
's Rickele, das älteste der Geschwister, war im Elternhaus
entbehrlich. Sie durfte sich
nach
einer Stelle umsehen, um etwas zu lernen und selber für
die Aussteuer zu verdienen. Schon einige Jahre ist sie nun
das geliebte und beliebte "Mädchen
für alles" bei Herrn Hofrats
in Stuttgart. Im Lauf der Zeit ist man sehr familiär
geworden, und Untertürkheim ist ein beliebtes Ziel bei
sonntäglichen
Spaziergängen für
Rickele und die ihr anvertrauten Hofratskinder. Und nun sind
sie mit ihrer Mutter wieder in die Lese eingeladen worden,
und die Freude und Erwartung ist groß, besonders bei
den zwei zehn- und zwölfjährigen
Buben. "Rickele, glaubst, daß es schön Wetter wird?
Rickele, rugeln sie jetzt schon die großen Züber
durchs Ort, die wie eine Riesenschüssel aussehen? Rickele,
glaubst, daß ich
wieder eure große Kuh hinausführen darf, wenn man
abends den vollen Traubenwagen holt? Glaubst, daß man
in der Hätze
liest, wo man so schön den Neckar und bis nach Stuttgart
hinein sieht? O Rickele, wenn's nur nicht regnet!" Um die
Quälgeister
aus ihrer Küche zu kriegen, sagt das Rickele: "Fragt
doch einmal, ob ihr nicht ein paar Schwärmer kaufen dürft." Das
zündet,
wie der Wind sind sie weg.
Der ersehnte Tag bricht an. Viel zu früh sind
die Buben auf den Beinen. Um zehn Uhr erst können sie ins Zügle
einsteigen, das so gemütlich nach Untertürkheim hinauswackelt.
Jeder hängt zu einem Fenster hinaus, als sie nach dem Tunnel über
den Neckar fahren, und putzt das rußige Wägele von außen
mit den Ärmel ab. Aber das macht ja heute gar nichts. In weiser
Vorsicht hat ihnen das Rickele nicht die erste Garnitur zum Anziehen
gegeben. Ihr lustiger Bruder Fritz wirft schon von weitem mit seiner
Mütze den Berg herab und "juchzget" fröhlich in den Morgen
hinein, wie sich's ein junger Weingärtner bei dem heurigen Traubenertrag
schon erlauben darf. Am liebsten flöge man einfach mit einem Schwärm
Staren zu ihm hinauf. Aber immer langsam, sonst liegt so ein kleiner
Himmelsstürmer gleich auf der Nase. Wie eng und schmal die Fürchlein
sind, wie da an Platz gespart wurde! Zeitweise hat man rechts und links überhaupt
bloß Mauern, so daß man wie in einem Hohlweg geht. Aber
man setzt sich in Schwung und nimmt zwei oder oder drei Stufen auf
einmal.
"Grüß Gott, Vetter, grüß Gott, Base, wir sind halt so
frei und kommen wieder in die Lese. Gibt's aus dies Jahr?" "Ha - 's tuat's",
sagt der Vetter, übersetzt heißt das: Mit Menge und Güte annähernd
zufrieden.
Zum Empfang wird der Karlena und dem fidelen Bäbele ein Frosch
an die Füße geworfen, daß sie bei seinem Knallen und
Hüpfen hell aufkreischen und vor Schreck beinahe ihr volles Traubengeltle
umwerfen. Jedes bekommt "a Hoba" und ein nettes grünes Holzgeltle. "So
-jetzt vergesset au's Essa net", ermuntert der Vetter. Schon fahren
die Bürschlein mit einer großen Traube dem Munde zu, aber
ein Blick ihrer Mutter genügt, daß sie fein säuberlich
Beerlein um Beelein abzuzupfen und in den Mund stecken. Rickele hat
einmal erzählt, daß ihr Vater das häßliche Herunterbeißen
nicht "prestieren" könne. Sie weist die Buben auch an, kein Beerlein
auf dem Boden liegen zu lassen und nicht vorauszueilen und nur nach
den schönsten Trauben zu langen. Es ist noch ziemlich kalt, aber
es regnet wenigstens nicht, wie im letzten Jahr, wo man zur Nässe
hin an jedem Stiefel noch ein paar Pfund lehmige Weinbergerde nachschleppen
mußte. Die Sonne steht als helle Scheibe hinter dicken Nebelwolken
und wärmt keineswegs. Die Buben haben bald ein, zwei, drei Geltlein
gefüllt, doch dürfen sie's nicht selber in den Butten leeren.
Der Vetter selbst oder Fritz sah nach, ob sie nicht ganz schlechte
Schimmelbeeren oder gar dörre Beerlein, die den Traubensaft wieder
anschlucken, drin gelassen haben. Eben hat Fritz mit Schwung wieder
einen Butten in den Zuber geleert. Was macht er sich denn da an der
Mauer mit dem kleinen Stahlröhrlein zu schaffen? Sehnsüchtig
schauen die Buben nach ihm aus. "Fritz, was machst denn, komm doch!" "Weg-
gauh - dohear zu mir - schnell! Hent er net dia Stora gseha, mo grad
do hüba nei gfloga send?"
Bums-s-s! Ein furchtbarer Knall, aber nirgends ein Schütze, ein
Gewehr! Aber dort an der Mauer raucht's! "Send 'r arg verschrocka?
Gelt i ka schiaßa?" "Wir auch", trumpfen sie auf und zünden
schnell ein kleines Raketlein an. "Bäff" macht es leise und schüchtern,
so daß der Fritz allen Grund hat, sie auszulachen. "Wisset 'r
was", rät er ihnen jetzt, "ganget dort nüber en dees 'Greut',
von deane dürre Bohna- und Erbsabösch dürfet'r a Fuierle
macha." Alle Trauben lassen sie sofort im Stich und rennen jubelnd
auf den nahegelegenen, freien "Graben". Etwas dürres, feines Spargelkraut
wird zum Zünden genommen, und entzückt sehen sie den dicken,
weißen Rauchwolken nach, die bald einem lustigen, hellen Feuerlein
weichen. Alle erreichbaren dürren Steckelein und Blättlein
werden zusammengerafft, um möglichst lang das Feuer am Leben zu
erhalten. Nachdem auch dieser Zauber verraucht ist, sind die zwei Heizer
auf einmal wie vom Erdboden verschwunden. Die schöne, lautlose
Eintracht des sonst so raufboldigen Brüderpaares wirkt fast beängstigend.
In hohem, dichtem Spargelkraut hört man sie endlich wispern. "Was
hent'r do für Heimlichkeita?"
"Ein Feuerteufele", bringen sie vor Freude fast nicht heraus. Man sieht nur
noch weiße Zähne und rollende Augen, sonst sind sie schwarz wie
die Mohren. Ihre Stirnhaare sind angesengt und stehen borstig nach oben, ein
glühender Funken hat dem einen ein Loch in seine zweizipfelige Pudelkappe
gebrannt; daß er eine Brandblase an der Hand hat, merkt er gar nicht.
Der Fritz muß furchtbar lachen: "Hent er au schau so ebbes gseha, gucket
no au dia zwoi Stadtherrla a!" ruft er, und alle kommen herbei, selbst die
jungen Madchen, die eben mittendrin im "schönsten Wiesengrunde" waren.
Frau Rat sieht unheildrohend aus. Aber der Vetter sagt: "Deant Se sich net
alteriera, deescht nex Args, dees ghairt drzua. Wenn se onartich send, hau
I statt em Meerrohr viel kuurtze Pfähla em Wengert, dia deant da Denst
au, gelt, Fritz? Jetzt gucket bloß dia zwoi Gsichter a!" Er lacht, daß ihm
die Tränen in die Augen kommen. In größter Verlegenheit stehen
die zwei Bengelein im hohen Spargelkraut. "A echts 'Herbschskisse' hent ihr,
so ganget'r heut obed noch Schtuagert, no sieht mr schau vo weitem mo ner herkommet.
Aber do henna kennt 'r sitza bleiha, do ischs nex z'verderbet." Wie zwei Kasper
fahren sie in ihre Versenkung zurück. Die Mädchen stimmen emsig schaffend
ein neues Lied an, der Vetter hört gern zu und schneidet etwas abseits
von den andern still und dankbar ein Träublein ums andere ab. Erinnerungen
an die vergangenen Jahrgänge steigen ihm auf, die fast ständig eine
Mißernte brachten, Erinnerungen an all den Schweiß und die Mühe,
die er jahraus, jahrein an seine geliebten Reben verschwendet auf Gedeih und
Verderb. Aus der Erkenntnis heraus, daß er auch nicht ein Beerlein wachsen
lassen kann, nimmt er weise alles hin als Gnade und großes Geschenk.
"Brrr-brrr-brrr", fahren plötzlich die zwei Jungen aus ihrem grünen
Zelt heraus und klatschen wie besessen in die Hände. Gleichzeitig hört
man auch in der Nähe des Weinbergschützen große Rätsche
knarren. Entrüstet und mit lautem Geschrei und Geschwätz hebt sich
nebenan ein Schwarm schleckiger Staren von dannen, um weiter ab vom Schützen
eine bessere Gelegenheit zum schmausen zu erspähen. Der Schütz mit
seinem Harras kommt näher und bekommt einen Trunk. Die Buben schlängeln
sich zu Harras und Gewehr heran. Harras läßt nicht mit sich spaßen.
Er knurrt sie bösartig an und wird von seinem Herrn als ein "ganz Scharfer" vorgestellt.
Dafür dürfen sie - o Wonne, o Glück! - einmal mit seinem schweren
Gewehr schießen. Dann trollen sich die beiden, um anderwärts gefiederte
und oft auch ungefiederte Traubengäste zu vertreiben.
Die Buben aber hängen sich ganz glücklich an "ihren Vetter". "O
Vetter, wir freuen uns so, daß Ihr uns eingeladen habt, bei uns
daheim ist gar nichts los." Er streicht mit seiner schwieligen, abgeschafften
Hand über sein Stoppelkinn und lacht sie fröhlich an. "Ihr
hent's mit em Wetter desmol au fei verwischt, dees hemmer au schau
anderscht verleabt, dees wisset 'r jo. Vor a paar Johr hot's amol über
Naacht so gschneit, daß d' Weiber am andere Tag en de Rauhrstiefel
ens Lesa ganga send. Aber jetzt woiß i uich no ebbes Netts: Jetzt
täant mr z' Mittag essa."
Die Sonne ist einstweilen über das Nebelmeer
Herr geworden, aber es ist nichts Erstklassiges, was sie an Wärme
noch zu verschenken hat. Deshalb macht sich der Vetter, dem das Stehen
und Bücken an seinen Reben von Jahr zu Jahr schwerer fällt,
daran, in einer kleinen Mulde ein Feuerlein anzuzünden. Die Buben
bringen zu kurz gewordene Pfähle herbei; die werden dünn
geschlitzt unb brennen fast rauchlos. "So - jetzt möcht i dia
Herrschafta alle mitnander net ,zu Tisch' wohl aber ,zur Erde' bitta.
Em Häusle hättet mr jo doch net alle PIatz, desweaga setzet
uich do oms Fuier rom. Weib, breng 's Mittagessa, Trauba alloi machet
net satt."
Auf einem "Ranken" Brot teilt die Hausfrau jedem ein Stück Käse
aus. Ein Krug Most wird vorläufig zum Anwärmen in die Nähe
des Feuers gestellt. Es gibt an alle freigebig Wärme ab. Sie kommen
sich in ihrer Mulde so geborgen und erdverbunden vor, so sorg- und
wunschlos "wie die Hirten auf dem Felde". Am meisten freuen sich wieder
die Buben. Das Rickele hat jedem von zu Hause eine rote Wurst - eine
ganze rote Wurst! - mitnehmen dürfen. Von dieser wollen sie nun
mit gutem Appetit herunterbeißen. Aber Fritz, der neben ihnen
sitzt, flüstert ihnen etwas ins Ohr. Und sogleich stehen sie auf
und holen sich einen lang und dünn geschlitzten Pfahl. Darauf
werden die Würste gespießt und übers Feuer gehalten.
Bald beginnen sie zu brodeln und zu schmoren, und kein noch so guter
Braten vom Rickele hat zu Hause besser geschmeckt als diese einfache
Mahlzeit im Weinberg am Feuer. Bald nach fünf Uhr, wenn die Sonne
hinter den gegenüberliegenden Wäldern untergegangen ist,
wird Feierabend gemacht. Auf Geheiß seines Hausweibs hat der
Vetter vorher noch einen Korb voll der schönsten Trauben geschnitten,
die eine Leserin auf dem Kopfe heimträgt, damit sie auf dem Wagen
nicht "so arg
verschottlat" werden. Sie sollen an Pfarrer, Schultheiß, Lehrer
und andere gute Bekannte verteilt werden.
Das Heimfahren besorgt man diesmal "von Hand". Nachdem alles aufgeladen
ist, nimmt Fritz die Deichsel und fährt los. Die "Weibsleut",
besonders die Mutter, sind sehr besorgt, daß die schwere, kostbare
Fuhre glatt und sicher den steinigen, von vielen Wasserkandeln unterbrochenen
Weg hinunterkommt. Vor einer besonders abschüssigen Stelle hält
man an. Ein Hinterrad wird mit einer Kette am Wagen festgemacht, so
daß es zusammen mit der "Micke" sperrend wirkt. Bis zu Hause
dann die Trauben "geträppelt" sind, kocht die Mutter eine gute
Suppe von selbstgemachten Nudeln, dann gibt's Kartoffeln und Fleisch
und "ebbes sauere Gugommerla" oder Salz. Nach dem Nachtessen gehen
die Leserinnen "per Arm" und Lieder singend noch eine Weile im Dorf
spazieren. Der Vater aber nimmt ein "Bleile" und schreibt in sein Hausbuch
oder den Kalender: "Dies Jahr haben wir im Diethof zehn Butten bekommen."