Der erste nördliche Bauabschnitt (zur Dietbachstraße)
aus den Jahren 1925 und 1926 wurde noch im traditionellen Heimatstil
mit steilen Satteldächern ohne Balkone gebaut. Architekt Richard
Döcker (1894-1968), ein Wegbereiter des „Neuen Bauens“
in Stuttgart konzipierte den zweiten Teil der Wallmersiedlung mit seinen
Flachdachbauten unter dem Ansatz: „Licht, Luft und Sonne in die
Häuser“. Schlicht, schön und funktional: Das sind typische
Kennzeichen der Bauhaus-Architektur, wie die mit Backsteinen eingefassten
Hauseingänge. Die ganze Siedlung steht heute unter Denkmalschutz.
Dieser Abschnitt mit mehr als 300 Wohnungen wurde 1929/30 im Auftrag
der Stadt gebaut. Anders als die berühmte Weißenhofsiedlung
mit ihrem experimentellen Ansatz hatte die Wallmersiedlung das Ziel,
günstigen Wohnraum und ein angenehmes Umfeld für Familien
zu schaffen. Den Architekten lag besonders die Wohnqualität am
Herzen. Die geplanten 55 m²-Drei-Zimmer-Wohnungen krempelten sie
um, richteten die Wohnräume nach Süden aus, erweiterten den
„Abort“ zum Bad, schoben das Treppenhaus nach außen
und fügten für jede Einheit einen Balkon hinzu.
Ein solcher sei „auch für den kleinsten Wohnungstyp im Geschossbau
in gesundheitlicher Hinsicht erforderlich“, ist in der „Bauwelt“
von 1930 zu lesen. Im alten Waschhaus und in der ehemaligen Badeanstalt
ist heute ein Kindergarten untergebracht.