Nach einem Baubeschluss des Untertürkheimer Gemeinderats
wur-de 1899 das erste kommunale Elektrizitätswerk in Württemberg
gegründet. Es ging mit den beiden zuvor nicht voll ausgelasteten
Dampfmaschinen des lokalen Wasserpumpwerks mit je 300 PS im Oktober
1899 mit beschränkter Leistung in Betrieb.
Der weitere Ausbau zum Wasserkraftwerk am Neckar wurde
Anfang Januar 1901 der Maschinenfabrik Esslingen übertragen, im
Mai wurden die Kanalarbeiten für das Wasserkraftwerk vergeben.
Im Oktober 1901 ist der Rohbau des Wasserkraftgebäudes nach Plänen
von Ortsbaumeister Julius Lusser fertigestellt.
Am 4. März 1902 ging die erste der drei Francisturbinen
mit je 250 kW in Betrieb und am 24. Juni 1903 ist Start der Stromlieferung
über eine 5 km lange Leitung nach Stuttgart. Um auch in wasserarmen
Sommern durchgehend Elektrizität liefern zu können wurden
1905 weitere Generatoren mit Dampfturbinen aufgestellt.
Nach
der Neckarverlegung 1923 und dem Bau des neuen Wehrs mit neuem Zufluss-Kanal
zum Kraftwerk wurden die Dampfturbinen 1924 außer Betrieb genommen.
Mit einer neuen Kaplanturbine von Voith mit 650 kW Leistung ließ
sich die höhere Durchflussmenge und das von 2,75 auf 3,50 m
vergrößerte Gefälle nutzen.
Die drei Francisturbinen von 1902 wurden 1985 erneuert. 2002 wurde
die Steuerungswarte in Untertürkheim geschlossen und zentral nach
Rockenau verlegt.
Heute produziert das Kraftwerk mit einer Kaplan- und drei Fancisturbinen
7 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Die installierte Leistung der
Turbinen beträgt zusammen 1,4 Megawatt. Das Kraftwerk ist heute
im Besitz der EnBW Kraftwerke AG. Besichtigungen sind nach Anmeldung
möglich.